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DHU250 > KUESTE   03.10.24 18:21l 102 Lines 4758 Bytes #119 (0) @ DEU
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"Norddeichradio ruft nicht mehr!"
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Von 1905 bis 1998 - über neun Jahrzehnte - hielt Norddeich Radio
die verbindung zu den Seeleuten auf allen Weltmeeren und der
heimat aufrecht, vermittelten Tag und Nacht im Einsatz befindliche
Funker der Empfangs- bzw. Sendefunkstelle in Seenotfällen unverzüglich 
und zuverlässig wichtige Informationen zur Rettung von Leben auf See.

In der Öffentlichkeit unvergessen ist die beliebte, ab den 1950er bis
in die 1990er Jahre über Norddeich Radio ausgestrahlte
NDR-Weihnachtssendung "Gruß an Bord".
Sie gehörte zu Heiligabend wie der Tannenbaum zur Bescherung und ließ bei den 
Seeleuten wie bei den Angehörigen zu Hause erst eine weihnachtliche
Stimmung aufkommen.

Nicht nur für Funker und fachkundig Interessierte dürfte die Kenntnis von der 
1905 im unwegsamen Gelände westlich des früheren Fischerortes Norddeich als
"Funkentelegrafenstation Norddeich" errichtete Küstenfunkstelle wissenswert
und spannend sein, weil sie wie kaum eine andere technische Einrichtung die
rasant vor sich gehende Entwicklung der Funktechnik aufzeigte, die erst in
den 1990er Jahren durch die weltweite Anwendung des Satellitenfunks 
abgelöst wurde.

Praktisch lassen sich alle wichtigen Daten des 20. Jahrhunderts spiegel-
bildlich entsprechend der technischen Weiterentwicklung der Sendeanlagen
in Norddeich, der ab 1924 in Westgaste separat eingerichten, 1932 nach 
Utlandshörn verlegten Empfangsfunkstelle und der Sendestelle in Osterloog
- ab 1939 - ablesen.

Die Manöver und Flottenbewegungen der Reichsmarine in den Jahren vor und 
während des 1. Weltkrieges sind wie Einsätze der Kriegsmarine im 2. Weltkrieg 
über Norddeich Radio begleitet und koordiniert worden.

Welthistorische Ereignisse wie der Untergang der "Titanic" am 14.April.1912, 
der Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914, die Weltfahrt des Luftschiffes
"Hindenburg" 1928, der Einsatz der Walfangflotte 1936, die Olympiade im 
selben Jahr oder Tragödien auf See wie der Untergang der "Pamir" 1957 oder 
das Unglück der "Adolph Bermpohl" 1967 sind während des Geschehens oder 
unmittelbar danach durch Norddeich Radio registriert, weitergeleitet und 
bekannt gemacht worden.

Spannend und atemberaubend gestaltete sich die Hilfeleistung für einen 
englischen Flieger, der bei dem Ausstieg aus seinem Flugzeug über 
Nordfrankreich 1941 seine für ihn wertvolle Beinprothese verlor und dank 
Norddeich Radio mitten im 2. Weltkrieg zu einer Ersatzprothese kam.

Eine Einrichtung besonderer Art stellte der im oktober 1939 errichtete 
Großrundfunksender Osterloog dar. Mit der Ankündigung "Germany Calling" 
wandte sich der Sender mit Nazi-Propaganda an die Bevölkerung in England.
Es lag deshalb für die einmaschierenden kanadischen Truppen am 08.Mai.1945 
nahe, diesen berühmt-berüchtigten "Feindsender" sofort zu besetzen und für 
eigene Zwecke - nämlich als britischen Soldatensender - zu nutzen.
Ab 1946 strahle BBC-London ein eigenes Europa-Programm über Osterloog aus.

1971 erfolgte dann auch die Verlegung des Sendebetriebes von
Norddeich nach Osterloog.

Die Existenzgefährdung für das 1981 immerhin noch 212 Mitarbeiter zählende 
Personal bei Norddeich Radio durch den Satellitenfunk kündigte sich bereits 
zu Beginn der 1980er Jahre an, obwohl der großzügige Ausbau der 
Betriebszentrale in Utlandshörn 1981/82 das Fortbestehen der über die 
modernste Technik der Nachrichtenübermittlung verfügenden Küstenfunkstelle 
versprach.

Zu Beginn der 1990er Jahre verdrängte der Satellitenfunk mehr und mehr den 
herkömmlichen Seefunkdienst. Mit dem Abbruch der weiterhin sichtbaren 
Sendemasten in Norddeich , in Utlandshörn und in Osterloog, wo der letzte 
Antennenturm am 8.November 1997 fiel, verschwanden markante Wahrzeichen in 
der Landschaft. Übrig blieben lediglich die inzwischen gewerblich oder privat 
genutzten Diensträume der früheren Küstenfunkstelle.

Geblieben ist die Erinnerung an eine bedeutende Epoche deutscher 
Seefunkgeschichte, die mit der GEschichte Norden-Norddeichs eng verbunden 
ist.

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Die nach authentischen Unterlagen von Norddeich Radio dargestellte Geschichte 
der Küstenfunkstelle ist in dem im Spätherbst 2004 erschienen Buch des Norder 
Autors Dr. Gerhard Canzler nachzulesen.

- Gerhard Canzler, Norddeich Radio 1905-1998, Verlag H. Risius KG,
  26826 Weener (Ems), 184 Seiten, ca. 200 Abbildungen, 25,- Euro,
- ISBN: 3-88761-091-1

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Text so veröffentlicht im "Ostfriesischen Kurier", Dienstag 9. August 2005.
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recherchiert...
 
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    und 55
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